Das prostataspezifische Antigen (abgekürzt: PSA) ist ein Glykoprotein, das als physiologisches Sekretionsprodukt der prostatischen Ausführungsgänge dem Ejakulat beigemengt ist und der Verflüssigung des Samenkoagulums dient. PSA wird vom Drüsenepithel der Prostata und von den periurethralen Drüsen produziert und findet sich in hohen Konzentrationen im Seminalplasma (bis zu 3 mg/ml). Seine Bildung steht unter der Kontrolle von Androgenen (Männliches Hormon). Die Halbwertszeit des gebundenen PSA beträgt 48 - 72 Stunden, es wird in der Leber metabolisiert. Freies PSA hat eine Halbwertszeit von zwei bis drei Stunden und wird über die Niere ausgeschieden. Aus dem Seminalplasma wurde das PSA zuerst im Jahre 1979 von Wang isoliert. Mittlerweile ist es zum wichtigsten Marker in der Urologie geworden. PSA ist auch beim Prostata-gesunden nachweisbar, und kann auch bei der gutartigen Prostatavergrößerung (der sogenannten BPH) oder einer Prostataentzündung erhöht sein.
PSA liegt in freier (fPSA) und gebundener Form vor. Mit konventionellen Assays wird das freie und das an Chymotrypsin gebundene PSA (tPSA) bestimmt. Der Anteil des fPSA, aber auch des komplexierten (cPSA) lässt sich getrennt messen. Verschiedene Testsysteme sind auf dem Markt. Es sollten möglichst nur Werte, die mit dem gleichen Testsystem bestimmt worden sind, verglichen werden.
Es ist der empfindlichste Parameter in der Diagnostik des Prostatakarzinoms und einer der empfindlichsten Tumormarker beim Menschen überhaupt. Das PSA hat früher häufig verwendete Marker, wie die Prostata-spezifische saure Phosphatase vollständig verdrängt.
Problematisch ist die Definition eines Grenzwertes, um die bestmögliche Unterscheidung zwischen gut- und bösartiger Veränderung der Prostata zu ermöglichen. Bei den meisten Testsystemen hat sich ein Wert von 4 ng/ml etabliert. Werte unter 4 ng/ml schließen ein Prostatakarzinom aber nicht aus ein beträchtlicher Teil (bis 20%) der organbegrenzten Tumoren werden sogar bei einer starren Betrachtung dieses Grenzwertes übersehen.
- Bei unter 50 jährigen gilt daher ein niedrigerer Grenzwert von 3,0 ng/ml,
- bei unter 60 jährigen von 3,5 ng/ml.
Entscheidend sind aber auch die PSA-Dichte (PSA-Wert / Prostatavolumen) und der PSA-Anstieg bzw. der Verlauf über die Jahre, der Anteil des freien PSA sowie der Tastbefund.
· Die PSA-Dichte ist beim Karzinom (<1 ng/ml Gewebe) höher als bei der BPH (>1 ng/ml Gewebe), kann aber auch bei Entzündung erhöht sein.
- Eine PSA-Verdopplungzeit von weniger als einem Jahr ist ein weiteres Indiz für das Vorliegen eines Karzinoms bzw. bei bekanntem Karzinom ein Hinweis für eine ungünstige Prognose.
- Bei Werten zwischen 3,0 und 10 ng/ml wird der Anteil der freien, ungebundenen PSA bestimmt. Ein Anteil des fPSA von unter 19% ist häufig bei einem Karzinom nachweisbar.
- Der Tastbefund - der als digital-rektale Untersuchung der Prostata bezeichnet wird hat nur eine geringe Bedeutung. Auch der erfahrene Untersucher kann Karzinome erst ab einer Größe von 7 mm digital-rektal tasten. Dazu kommt, dass tastbare Karzinome in einem höheren Anteil bereits fortgeschrittene, d.h. über die Grenzen der Prostatakapsel hinauswachsende Tumore sind.
Die Sicherheit, das Prostatakarzinom tatsächlich vorherzusagen, liegt bei PSA-Werten zwischen 4 und 10 ng/ml bei 2535%, bei Werten über 10 ng/ml bei 5080%. Das bedeutet, dass bei einem PSA-Wert über 10ng/ml in 20-50% eine Entzündung der Prostata und kein Krebs ursächlich für die PSA-Erhöhung ist. Bei Nachweis eines Karzinoms bei einem PSA-Wert über 10 ng/ml wird hingegen nur noch ein Drittel der Tumoren in einem organbegrenzten Stadium diagnostiziert.
Wichtig ist auch die Tatsache, dass das PSA ein empfindliches Eiweiß ist, das nach wenigen Stunden bei Zimmertemperatur zerfällt und damit nicht mehr korrekt nachweisbar wird. Daher sollte die Blutprobe möglichst unverzüglich verarbeitet bzw. das Serum abgetrennt und kühl gelagert werden.
Ziel des PSA-Screening ist die Erhöhung der Lebenserwartung durch Früherkennung von Prostatakrebs. Nur 15-20% aller Männer in Deutschland nutzen diese Vorsorge.
Mit der Einführung von PSA-Messungen konnte eine deutliche Verbesserung in der Diagnostik des Prostatakrebses erzielt werden. Die Verbreitung des Tests auch bei asymptomatischen Männern führte in den USA in den 1990er Jahren zu einem erheblichen Anstieg der entdeckten Krebsfälle. Inzwischen ist ein Plateau erreicht. Unter den entdeckten Fällen hat der Anteil von Frühstadien deutlich zu- und die Rate an fortgeschrittenen Stadien abgenommen.
Zusammenfassung:
Mit dem PSA-Wert in der Hand des Spezialisten, unter Berücksichtigung des Prostatavolumens, des Alters des Patienten, der Beschwerden, des Tastbefundes, des PSA-Wert Verlaufs sowie ggf. des Anteils an freiem PSA, kann die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Prostatakarzinoms bestimmt und die Notwendigkeit einer Prostatabiopsie abgeschätzt werden.
Bei alleiniger Bestimmung das PSA-Wertes mit allgemeiner Annahme eines Grenzwertes von 4.0 ng/ml würden insbesondere bei jüngeren Männern viele Karzinome im Frühstadium übersehen, sowie viele unnötige Prostatabiopsien durchgeführt werden müssen. Das ist der Grund, warum die Bestimmung des PSA-Wertes in des Belletristik so kontrovers diskutiert wird.
Ein erhöhter PSA Wert bedeutet aber nicht in jedem Fall das Vorliegen einer bösartigen Erkrankung.